6.7 Die Stop Loss-Technik
Man kann nicht häufig genug empfehlen, sofort beim Aufbau einer Position
auch den Stop zu bestimmen. Die Stop Loss-Technik ist ein unabdingbarer
Bestandteil der Technischen Analyse dar. Sie steht uns in gleicher Weise zur
Seite, wie dem Autofahrer das Stopschild an der gefährlichen Kreuzung.
Dieses Verfahren zur Verlust-Begrenzung trägt der Tatsache Rechnung, daß die
Technische Analyse keine wissenschaftliche, sondern eine empirische Methode
darstellt, die ihre Begründung und ihre Berechtigung demgemäß aus Erfahrung,
aus Beobachtung der Vergangenheit, bezieht.
Wir wissen ebenfalls aus Erfahrung, daß sich eine einmal eingegangene Position
wider den Erwartungen entwickeln kann. Der Schaden, der dadurch angerichtet
wird, muß eingedämmt werden. Zur Begrenzung möglicher Vermögensverluste ist
deswegen die Stop Loss-Technik entwickelt worden.
Wir unterscheiden zwei Arten von Stop Loss-Marken:
a) Die Stop Loss-Marke, die sich sogleich mit dem Kaufsignal ergibt und die dazu dient, beim Eingehen einer neuen Position, diese vor den Folgen einer unerwarteten Kursentwicklung zu schützen.
b) Die Trailing Stop Loss-Marke, die bei einer bestehenden Position nachgezogen wird, um die bereits entstandenen Buchgewinne zu sichern.
Gleichermaßen für beide Arten wichtig ist, daß sie nicht willkürlich
anhand von irgendwelchen Prozentsätzen oder absoluten Beträgen gewählt
werden, sondern daß sie den Eigenarten der Technischen Analyse entsprechen. Zur
Vermögensanlage an der Börse gehört die technisch sauber begründete Kauf-
bzw. Verkaufsentscheidung einerseits und die technisch sauber ermittelte Stop
Loss-Marke andererseits.
Der Ausstieg aus einer Position nach vorher festgelegten (willkürlichen)
Prozentsätzen ("20% genügen mir") bringt den Anleger mitunter um
einen erheblich größeren Gewinn.
Signale und Formationen bestimmen die Stop Loss-Marke. Beide Begriffe gehören
eng zusammen. Ein Signal setzt eine Formation voraus, und die Gestalt dieser
Formation verleiht dem Signal Name und Gewicht.
Das Signal liegt gemäß der Regel bei einem Kauf ein Kästchen über der
vorhergehenden x-Säule und bei einem Verkauf ein Kästchen unter der
vorhergehenden o-Säule.
Die Bestimmung der Stop Loss-Marke ist bei derart klar umrissenen Formationen
denkbar einfach. Denn bei einem Kaufsignal wird die untere Begrenzung der
Formation und bei einem Verkaufssignal die obere Begrenzung der Formation als
Stop Loss-Marke gewählt.
Auf der folgenden Seite sind verschiedene Signale und Formationen abgebildet. Es
handelt sich ausschließlich um Kaufsignale (Longpositionen). Es wird dem Leser
nicht schwer fallen diese Regeln bei Bedarf selbst auf Shortpositionen
auszuweiten, da sich auch diese Usancen - wie nahezu alle Point &
Figure-Regeln - spiegelbildlich anwenden lassen.
Neben jeder Formation ist die Stop Loss-Marke durch einen Punkt
gekennzeichnet. Wenn dieser Kurs erreicht oder überschritten wird, tritt die
Stop Loss-Marke in Kraft. Das heißt, daß am folgenden
Börsentag/ in der folgenden Börsenstunde (je nach Anlagehorizont des
Investors) der jeweilige Wert verkauft werden muß.
Einige Signale/Formationen weisen zwei Marken auf. Hier hat der Anleger die
Möglichkeit zu wählen. Nach unserer Erfahrung ist es ratsam, den Märkten im
Zweifel lieber etwas mehr Spiel zu gönnen.
Der Anleger sollte dem Umgang mit der Stop Loss-Technik einen hohen Rang einräumen und Übungen nicht scheuen