3.4 Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Branchen wie IT-Dienstleistungen
(Software und Telekommunikation) sind starke Wachstumsmärkte und verzeichnen
hohe Gewinne. Die KGVs sind in diesen Märkten überdurchschnittlich hoch. Viele
dieser Unternehmen befinden sich noch in den Anfangsjahren und weisen eine vergleichsweise
niedrige Eigenkapitalausstattung (bzw. Substanz) auf. Der Buchwert ist folglich
bei der Bewertung dieser Titel wenig interessant.
Im Gegensatz dazu stehen Branchen wie Konsum- und Baubereich.
Für die Unternehmen, die in die Verlustzone geraten sind und nun von ihrer Substanz
leben, ist die Höhe des vorhandenen Eigenkapitals (Buchwert je Aktie) von Bedeutung.
Der Buchwert entspricht ungefähr dem bilanziellen Eigenkapital einer Gesellschaft.
Die Verwendung des Buchwertes anstelle einer Substanzwertbetrachtung bietet
den Vorteil, dass die Schwierigkeit der Ermittlung der stillen Reserven umgangen
wird.3.13
Die Berechnung des Buchwertes basiert auf nachfolgendem Schema:
Buchwert = Grundkapital (gezeichnetes Kapital) + Kapital- /Gewinnrücklagen + 50% SoPo mit Rücklageanteil + Gewinn- /Verlustvortrag + Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag + Bilanzgewinne/ -verluste |
Tabelle 3.1: Buchwert
Das ausgewiesene Eigenkapital kann der Bilanz entnommen werden. "Der Marktwert einer Aktiengesellschaft ergibt sich aus der Multiplikation der Anzahl aller emittierten Aktien mit dem Börsenkurs."3.14
Nach Steiner und Bruns 3.15 wird jedoch nicht der Kurs sondern der Marktwert als Zählergröße eingesetzt. Der Marktwert wird wie folgt berechnet:
Aktien, die unter ihrem so berechneten
Buchwert gehandelt werden bezeichnet man als "billig". Für eine Kaufentscheidung
sollte die zu untersuchende AG jedoch Gewinn erwirtschaften. Bei einer Unternehmung,
die Verluste erzielt ist Vorsicht geboten, da eventuelle Verluste das Eigenkapital
verkleinern. So kann das Eigenkapital einer Gesellschaft, welche im vergangenen
Jahr noch Gewinne erzielt hat, nun aber in der Verlustzone geraten ist sehr
schnell abnehmen.
Wenn die Ertragsperspektive auch weiterhin stimmt kann
sich die Anlage lohnen. Eine Besonderheit stellen Unternehmen dar deren KBV
unter eins gesunken ist. Wenn der Buchwert unter den Börsenkurs fällt, besteht
die Gefahr, dass das Unternehmen aufgekauft, zerschlagen und seine Bestandteile
verkauft werden. Der Gewinn3.16
für den Käufer beträgt nun die Differenz zwischen Buchwert und Börsenkurs.
Das von Steiner und Bruns berechnete
Buchwert-Marktwert-Verhältnis
wird auch als reziprokes KBV bezeichnet. Ob nun der Marktwert oder der Kurs
je Aktie als Firmenwert (Aktionärssicht) genommen wird ist equivalent.
Es muss jedoch bei der Berechnung darauf geachtet werden, dass die richtige
Zählergröße (Buchwert bzw. Buchwert je Aktie) eingesetzt wird.